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EXPO2000 - Hannover
Die Weltausstellung vom 1. Juni bis 31. Oktober 2000
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Presseberichte, Teil 1

Berliner Kurier, 16.03.01

Olé! Venezuela will Potsdam den Expo-Pavillon schenken

POTSDAM - Ein Hauch Exotik für Potsdam: Venezuela will der Stadt seinen aufsehenerregenden Expo-Pavillon schenken.
Der Rundbau mit den lila-weißen Blütenblättern als Dach war einer der Publikumsmagneten auf dem Expo-Gelände. Jetzt plant Venezuelas Botschafter Erik Becker, der seine Residenz am Neuen Garten hat, den Tropentraum an die Havel zu verpflanzen: "Seit Ende der Expo liegt der Pavillon zerlegt in einem Lager bei Hannover. Da kam mir die Idee, ihn hier als deutsch-venezolanisches Kulturzentrum zu nutzen."
Salsa-Kurse unterm Blätterdach, das sich an warmen Sonnentagen automatisch öffnet? Im Rathaus ist man begeistert von dem Geschenk, prüfte bereits einige Standorte. "Der beste Platz wäre am Fuße des Brauhausberges, dort kommt so ein Solitär gut zur Geltung", sagt Vize-Stadtbaudirektor Bernd Kahle.
Wenn die Stadt das Grundstück gratis zur Verfügung stellt, entstehen ihr sonst keine Kosten, verspricht der Botschafter: "Aufbau und Betrieb übernimmt die Republik Venezuela, ich führe darüber gerade Gespräche mit meiner Regierung." www.botschaft-venezuela.de
fin

http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_kurier/brandenburg/.html/artik2.html

 

Neue Presse, 12.3.01 Lokales

Falschem König droht ein Putsch

Riesenwirbel um Boleslav I. in seiner tschechischen Heimat. Der Mann narrte als falscher König der Walachei das Expo-Protokoll. Nun droht ihm daheim ein Putsch.
Boleslav I., alias Bolek Polivka (51), beherrscht die Hauptnachrichtensendungen in Prag. Seriöse Zeitungen fragen auf ihren Titelseiten bangend: "Verliert Polivka die walachische Krone?"
Dem falschen König der Walachei droht ein echter Putsch. Die Schrift zur Absetzung sei schon formuliert und Boleslav I. zugestellt, heißt es. Das ganze Land nimmt Anteil am Streit.
Dabei hatte Polivka den Staat samt Wappen in einer Bierlaune am Stammtisch mit Freunden erfunden. Doch die Untertanen machen Front gegen Boleslav I. und werfen dem Schauspieler "Verrat der Ideale" vor.
Wortführer der Aufrührer ist Tomas Harabis - Mitgründer des walachischen Königreichs. Sein Vorwurf: "Er hat aus unserer Stammtischgesellschaft durch die Aufnahme vieler Prominenter aus Prag einen Eliteverein gemacht."
Es sei um die Förderung einer tourismusschwachen Region gegangen. Doch Polivka arbeite nur noch am eigenen Image.
Ist Boleslav I. der Erfolg auf der Weltausstellung zu Kopf gestiegen? Dort war der falsche König Anfang Oktober von drei Limousinen des Expo-Protokolls, sechs Streifenwagen und zwei Polizeimotorrädern am Flughafen abgeholt und anschließend den ganzen Tag hofiert worden.
Eingefädelt hatte den Besuch des falschen Königs Generalkommissar Vaclav Bartuska (33) aus Prag. Dem war aufgefallen, dass Monarchen gut ankommen. Das tschechische Fernsehen filmte. Aus dem Stammtisch-König der Walachei wurde der heimliche König ganz Tschechiens.
Nicht der einzige Erfolg Boleslav I. Ende März kämpft der Streifen "Wir wollen zusammenhalten" bei der Oscar-Verleihung in den USA um den Titel "Bester ausländischer Film". In der Hauptrolle Polivka, der zur Preisverleihung als König anreisen wollte. Daran ist nicht mehr zu denken.
Doch vielleicht wird noch alles gut: Die Stadtväter der Walachei schlagen Alarm. Der Zerfall des Königreiches wäre das Ende einer großartigen Werbung für die entlegene Region.
Deshalb wollen sich 20 Bürgermeister mit Boleslav I. und Harabis treffen, um den Streit beizulegen. Mögliches Motto des Krisengipfels: "Wir wollen zusammenhalten."

AS/va, HANNOVER/PRAG

Neue Presse, 12.3.01

Zeri-Projekt auf Siegeszug um die Welt

Der Auftritt auf der Weltausstellung wurde für die Umweltorganisation eine Erfolgsgeschichte mit Langzeitwirkung.
Zeri-Gründer Gunter Pauli (45) ist glücklich. Obwohl sein Expo-Pavillon auf der Mülldeponie gelandet ist. Sein Trost: "Durch die Weltausstellung haben wir hervorragende Kontakte und Möglichkeiten bekommen", sagt der 45-Jährige mit dem energischen Kinn.
Das Konzept des Zeri-Pavillons - einer kostengünstigen Konstruktion aus Bambus und Beton - hat seinen Siegeszug um die Welt begonnen. In Nigeria werden eine Million der Billighäuser für sozial Schwache gebaut. Jedes mit einer Fläche von 64 Quadratmetern, zwei Stockwerke hoch und mit einem zwölf Quadratmeter großen Balkon.
Kosten pro Haus bisher: 10.000 Mark. Später soll der Preis durch Massenproduktion auf rund 1000 Mark sinken. Pauli: "Ohne die Expo hätten wir das nie geschafft."
Menschen aus vielen Ländern ließen sich auf dem Westgelände vom Zeri-Pavillon überzeugen. Auch die Vereinten Nationen. Die unterstützen das Projekt in Afrika mit rund zwei Millionen Mark jährlich. Der norwegische Ölkonzern Statoil schießt für jedes Haus 100 Mark zu. Das Unternehmen will den Kohlendioxid-Anteil in der Luft verringern: Denn Bambus nimmt das umweltschädliche Gas auf, bindet es.
Ein Trumpf in Paulis Augen: die deutsche Baugenehmigung. Die sei in der Welt hochgeachtet, erklärt der 45-Jährige. Das Papier sei wie ein Passierschein gewesen. Obwohl es in Deutschland Zeri-Häuser nie geben wird - das Wetter ist zu schlecht. Doch Japan prüft auf Grund der deutschen Genehmigung, ob die Bambusbauten auch dort stehen könnten. Ergebnisse werden Ende April erwartet. Thailand ist schon weiter: Im Norden des Landes sollen 2000 der Bambushäuser gebaut werden.
Was Pauli freut: "Die Firma La farge wird unsere Konstruktion aus Bambus und Beton als zukunftsweisend befürworten." Der Jahresbericht des französischen Zementgiganten liegt im April vor.
Mit den Aufgaben wächst Zeri. Vor der Expo gab es nur in Zürich ein Büro mit 15 Menschen. Mittlerweile gibts weltweit Niederlassungen mit weit mehr als 100 Mitarbeitern. Dazu gehört auch Hannover - Sitz des neu gegründeten Zeri Deutschland mit drei Angestellten.

VON AXEL SCHNELL, HANNOVER

Berliner Zeitung, 8.3.01

Von Hannover nach Düppel

ZEHLENDORF
Aus dem Holz des Schweizer Expo-Pavillons wird der neue Eingang für das Museumsdorf gebaut
Für Björn Olufsen kamen die Holzbohlen wie gerufen. "Wir überlegen schon seit Jahren, wie wir den Eingang unseres Museumsdorfes Düppel schöner gestalten können", sagt er. Olufsen ist Projektleiter im Museumsdorf Düppel. Durch Zufall erfuhr er, dass der Schweizer Expo-Pavillon, der vollständig aus Holz bestand, auseinander gebaut und verschreddert werden sollte. Wertvolles, unbehandeltes Lärchenholz, ohne Bohrlöcher, Nägel oder Schrauben. "Das schöne Holz in den Schredder? Das geht nicht, das müssen wir haben", sagte Olufsen. Mit Hilfe der Schweizer Botschaft in Berlin gelang es ihm schließlich, 100 Kubikmeter des Holzes nach Düppel zu holen. Die Botschaftsmitarbeiter schafften die nötigen Kontakte, koordinierten, organisierten den Transport nach Düppel.
Museums-Shop aus Lärchenholz
Der Schweizer Pavillon des Architekten Peter Zumthor hatte während der Weltausstellung in Hannover für Aufsehen gesorgt. Er war ein zehn Meter hohes und 53 Meter breites Labyrinth in Blockbauweise. "Die Latten wurden nur durch Federn zusammengehalten, ohne Schrauben und Nägel", sagt der Schweizer Kulturrat Heinz Walker-Nederkoorn. "Innen lief Musik und an die Bohlen wurden Zitate aus der Schweizer Literatur projiziert."
Jetzt liegen die riesigen Holz-Pakete auf einer Wiese des Museumsdorfes. Aus den Bohlen will die Museumsleitung zwei neue Gebäude bauen lassen. In einem sollen die Kasse, ein Ausstellungsraum und die Museumsaufsicht unterkommen. In dem anderen entsteht ein Museums-Shop.
"Der Eingang, wie er jetzt ist, ist eine Katastrophe", sagt Projektleiter Olufsen. Er meint die grünlichen und beigen Metall-Container, die jedem Museumsbesucher unangenehm auffielen. Darin untergebracht sind neben der Kasse, den Toiletten und einer Werkstatt auch Unterrichtsräume für Schulklassen, die das Museumsdorf besichtigen.
"Olufsens Vorschlag, den neuen Eingang mit den Pavillon-Kanthölzern zu gestalten, ist bislang nur eine Idee", sagt Klaus Golmann, der Vorsitzende des Museums-Fördervereins. Noch gibt es weder das benötigte Geld noch eine Bewilligung des Arbeitsamtes für die Beschäftigung von ABM-Kräften. Auch die Erlaubnis der Bauaufsicht fehlt noch. Darum will sich der Förderverein kümmern. Doch weder der Verein noch das Museum haben Geld, um den Aufbau zu bezahlen.
Doch der Anfang ist gemacht: Der Architekt Bernd Johae hat bereits eine Skizze für den "neuen Pavillon" gezeichnet. "Die Latten sollten in zwei Reihen in einem Abstand von jeweils 15 Zentimetern als Wand angeordnet werden", schlägt er vor. Zwischen die beiden Reihen kommt isolierendes, aber lichtdurchlässiges Material. "Deshalb habe ich keine Fenster in der Wand geplant
Dilek Güngör

Neue Presse, 6.3.01 Lokales

Rätselraten um Nepals Pavillon

Die Zukunft von Nepals abgebauten Expo-Pavillon bleibt weiter unklar. Steht er nun bald an der schönen blauen Donau oder nicht? Wie viel Wasser muss noch die Donau herabfließen, bis das Schicksal des Tempels der Stille geklärt ist? Sicher ist: Seit Herbst 2000 liegt eine Bauvoranfrage des Regensburger Geschäftsmanns Heribert Wirth (63) beim dortigen Landratsamt vor. Wirth hatte erklärt, Nepal hätte ihm den Tempel der Stille überlassen - kostenlos. Wolfgang Brandl (54), Sprecher des Regensburger Landratsamtes: "Wir warten darauf, dass er die Pläne bringt." Mysteriös: Noch vor kurzem hatten die Männer aus dem Himalaya zwölf Millionen Mark gefordert. Und Wirth hatte versichert, dass im März die Aufbauarbeiten in der 2000-Einwohner-Gemeinde Wiesent bei Regensburg beginnen würden. Mehr wolle er aber erst sagen, wenn seine Freunde aus Katmandu im Mai zurückkehren.
Wirth verdiente sein Geld mit dem Aufbau von Pipelines im Nahen Osten. Vor zehn Jahren verkaufte er sein Unternehmen und gründete "Wasser für die Welt". Eine Organisation, die angeblich landwirtschaftliche Projekte in Südamerika unterstützt. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Bonn hat allerdings noch nie von diesem Verbund gehört. Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (57, SPD) ist verwundert: "Erst Mitte Februar hatten wir eine Delegation aus Nepal hier." Damals erklärte deren Leiter und Vize-Generalkommissar Amrit Shakya (44): "Hannover ist eine der ernst zu nehmenden Optionen." Auf jeden Fall solle der Tempel der Stille in einer Großstadt stehen. Schwer zu glauben, dass damit die 125.000-Einwohner-Stadt Regensburg gemeint sein konnte. Und das 25 Kilometer entfernte kleine Wiesent schon gar nicht.
Heribert Wirth beharrt trotzdem darauf, dass Einzelteile des Pavillons schon seit Wochen bei ihm eintreffen. Heinz Klein (41), Redakteur bei der "Mittelbayerischen Zeitung", der in Regensburg über den Tempel der Stille berichtet: "Ich habe noch nichts gesehen." Sicher ist: Die Nepalesen haben nach NP-Informationen den Abriss des Fundamentes ihres handgeschnitzten Pavillons auf dem Expo-Gelände nicht bezahlt. Über die Höhe der Summe schweigt sich die Expo-Auflösungsgesellschaft aus. Die kommt zunächst dafür auf und wird dann wohl die Rechnung nach Katmandu schicken.

Dilek Güngör

Buersche Zeitung - 05. 03. 2001, 22.01 Uhr

"Als sture Westfalen geben wir nicht auf"

Gelsenkirchen "Als sture Westfalen geben wir nicht auf" Angeblich sind Einzelteile des Nepal-Pavillons schon in Wiesent bei Regensburg angekommen, doch Dr. Ingo Westen hat noch Hoffnung: "Als sture Westfalen geben wir so schnell nicht auf." Der Geschäftsführer der GEW, der Muttergesellschaft des Ruhr-Zoos, ist nach wie vor bemüht, die Attraktion der Expo von Hannover für den neuen "zoom" zu gewinnen. Die GEW versuche, mit den bisherigen Partnern Kontakt aufzunehmen, was bislang nicht gelungen sei. Der Vertrag sei bis ins Letzte geregelt gewesen. Am 13. Februar sollte er unterzeichnet werden, doch die Vertragspartner kamen nicht (siehe "Absage in der letzten Minute", Ausgabe vom 14. Februar). Dr. Westen trägt's mit Fassung: "Ursprünglich hatten wir den Asien-Bereich auch ohne Nepal-Pavillon geplant." Doch wo ist das gute Stück und wo kommt es jetzt hin? Der Tierpark Hagenbeck war (oder ist noch?) im Rennen. Mitte vergangener Woche berichtete der "Donau Kurier", dass der Pavillon im April in Wiesent aufgestellt wird. Das verbreitete am Wochenende auch der WDR in seinen Nachrichten. Der Regensburger Geschäftsmann Heribert Wirth will den Pavillon, auch Tempel der Stille geheißen, von den Nepalesen geschenkt bekommen haben. Das wiederum berichtet die "Neue Presse" Hannover unter der Titelzeile "Alle wollen Nepals Expo-Bau". Allerdings mit einigem Zweifel, denn die Investoren aus dem Himalaya-Staat sollen ursprünglich zwölf Millionen DM für das geschnitzte Kunstwerk gefordert haben. Gäbe es den Pavillon nicht, man könnte ihn für die Behausung des Schneemenschen Yeti halten.

-au

HAZ - 01. 03. 2001

"Nur am Anfang war die Zukunft offen"

So gegensätzlich sind die Auffassungen über die erste Expo auf deutschem Boden auch heute noch, fast ein halbes Jahr nach dem Ende des Großereignisses - ebenso gegensätzlich wie schon lange vor ihrem Anfang: Begonnen hat die ernsthafte Debatte darüber bereits vor ziemlich genau zehn Jahren. "Eine Weltausstellung neuen Typs?" lautete Ende 1990 der Titel eines Treffens in Loccum. "War das die Zukunft?" war die Leitfrage einer Tagung, bei der die Evangelische Akademie jetzt den Diskussionsfaden wieder aufgenommen hat - mit den Diskutanten von damals, mit Kritikern und Befürwortern der Weltausstellung und nicht zuletzt mit Expo-Machern. Auf den ersten Blick, so scheint es nach diesem Tagung, hat sich an der Haltung der Beobachter nichts verändert, scheinen beide Seiten erstaunlich erfahrungsresistent zu sein: Gegner der Weltausstellung sehen ihre Befürchtungen, Expo-Befürworter dagegen ihre Hoffnungen über weite Strecken bestätigt. Nur eine "Expo mit Hannover-Format" sei es geworden, urteilte etwa Michael Braungart, Ehemann der zeitweiligen Umweltministerin Monika Griefahn, dessen Konzept der "2000 Lösungen" nicht in die Weltausstellung aufgenommen wurde. "Die Erwartungen der Wirtschaft wurden weitgehend erfüllt", konstatierte indes Arno Brandt, bei der Nord/LB Leiter für Regionale Wirtschaft und Expo 2000. "70 Prozent der Investitionen sind in der Region Hannover und in Niedersachsen geblieben."
Die Wirtschaft habe freilich auch an der Wiege des Weltausstellungsprojekts gestanden, erinnerte Hans May, 1990 Direktor der Loccumer Akademie. "Am Anfang war der Gruppenegoismus von Messe AG, Stadt, Land und Wirtschaft - und keine dieser Gruppen allein konnte dem Expo-Projekt eine Legitimation verschaffen." Man habe daher ein Thema "erfinden" müssen, und erst das Expo-Motto "Mensch-Natur-Technik" habe die Sonderinteressen gekonnt eingebunden. "Das Projekt, die Fortschrittsgläubigkeit der Moderne auf den Prüfstand zu stellen, war interessant, mutig und substanziell gerechtfertigt." Doch dann habe lange nur Konzeptionslosigkeit geherrscht. "Wir hätten Visionäre gebraucht, und wir bekamen Manager." Mit ihnen hätten sich die Egoismen des Anfangs so durchgesetzt, dass "Nebenfolgen sich stärker auswirkten als die erklärten programmatischen Intentionen".
In der Tat. Der afrikanische "Tag des Trommelns", die spanischen Flamenco-Tanzkünste, das Open-Air-Kino oder der Absacker am australischen Pavillon waren auch in Loccum den meisten präsenter als feinziselierte Argumente zum Welternährungsproblem oder zum globalen Klimawandel aus den aufwändigen Themenparks oder den hochkarätig besetzten "Global Dialogues", die fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Überhaupt, die Öffentlichkeitsarbeit: Allzu spät habe die Werbung für die Weltausstellung begonnen, allzu wenig habe man daraus an Informationen entnehmen können, allzu schwach sei damit das öffentliche Profil der Expo geblieben, lautete die Kritik, der sich Matthias Ginsberg, zeitweilig verantwortlich für Public Relations, Werbung und Design bei der Expo, in Loccum gegenübersah. "Anders als für andere Produkte", hielt der im August 2000 geschasste Ginsberg dagegen, "ließ sich für das Produkt Expo nicht vorab werben, weil es erst am 1. Juni 2000 fertig gestellt war." Dennoch sei seine Imagekampagne erfolgreich gewesen. Immerhin habe man in Umfragen bei 30 Millionen Deutschen eine "Besuchsbereitschaft" festgestellt. Dass diese Millionen dann nicht gekommen sind, liege an anderen Widrigkeiten wie Parkplatzgebühren, Ticketpreisen und der die Expo-Monate zusätzlich überschattenden Finanzdebatte.
"Wir hätten uns viel früher von der Fiktion der 40 Millionen Besucher lösen müssen", urteilte Expobank-Chef Karl-Friedrich Hahn. Denn die Querelen um Besucherzahlen hätten die Diskussion über Inhalte und Chancen der Expo blockiert. Finanzielle Erwägungen haben offenbar auch die inhaltliche Ausgestaltung der Weltausstellung beeinflusst. "Das jahrelange Ringen um Geldgeber hat sich angesichts eines Volumens von weniger als 700 Millionen Mark Sponsorengeld zu wenig ausgezahlt", urteilte Arno Brandt. Und die Gestalter der Themenparks standen nach Darstellung von Stefan Wolf unter erheblichem Interessensdruck: Teils erfolgreich hätten Energieversorgungs-unternehmen Einfluss beim Thema alternative Energien, Anlagenbauer beim Thema Mobilität ohne Auto und Agrarlobbyisten bei der Darstellung konventioneller Landwirtschaft ausgeübt. "Nur am Anfang war die Zukunft wirklich offen", pointierte Wolf. Positiver waren zweifellos die ökonomischen Folgen für den Standort Niedersachsen, vor allem für die Region Hannover (siehe Kasten). Beispielsweise kann die Kronsberg-Siedlung nach dem Urteil der Stadtplanerin Pamela Heise das Potenzial einer ökologischen Mustersiedlung vorführen, wenn die vorhandenen Techniken zur Ressourcenschonung noch durch Bildung und Qualifizierung von Bewohnern und Baupersonal ergänzt und zur Regelanforderung jeder Stadtplanung werden. "Sonst geht vom Kronsberg der typische Oaseneffekt aus - die Austrocknung der benachbarten Siedlungen."
Die politischen Perspektiven vieler Expo-Projekte jenseits der Weltausstellung sind dagegen statt von klaren Perspektiven eher von hochtrabenden Wünschen geprägt: Lars Hoffmeier von der Bundesstiftung Umwelt zeigte sich zuversichtlich, dass durch die Mitarbeit seiner Stiftung auf dem Gelände bei den Besuchern neues Umweltbewusstsein entstanden sei. Andreas von Schumann, der für das Entwicklungshilfeministerium die Präsenz afrikanischer Länder auf der Expo mitorganisiert hat, betonte, dass die Afrikaner sich mit neuem Selbstbewusstsein und großem Ernst dem Expo-Motto gewidmet hätten. Gertrud Kreuter und Regine Othmer, Mitarbeiterinnen der Internationalen Frauen-Universität, setzen sich dafür ein, dieses und die gut 400 anderen weltweiten Expo-Projekte durch eine Vernetzung am Leben zu halten - in der Hoffnung, sie bei der Weltausstellung 2005 in Japan wieder zusammenzuführen. Vielleicht also wird es nach den Tränen, die es am Ende der Expo nicht nur in der Afrika-Halle gab, für manchen auch Tränen des Wiedersehens geben - auf der nächsten Expo.

Daniel Alexander Schacht, Loccum, 01.03.2001 19:03 Uhr

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